< Previous91 - Die drei Entwürfe für das neue Clubhaus. Ganz unten der Entwurf zur Sanierung und Erwei- terung des alten Clubhauses. Die Bewertungskommission beim Begutachten der Entwürfe. Links Manfred Wasmund, dann Peter Nagel und Werni Hemmeter. Rechts vorn Karl-Heinz Westphal. 1991 Der Abriss. 1992 Holzverschalung mit schmalen Latten und den grünen Anstrich der Fünfzigerjahre. Der Eingang bekam einen Windfang aus Eisen und Glas. Die Kosten für alles: 156.000 DM, da noch einiges am Holz zu reparieren war. Neues Clubhaus Erste Überlegungen für eine Überarbeitung, eine Neugestaltung des Clubhauses gab es bereits Mitte/Ende der Achtzigerjahre. Der alte Bau aus den Zwanzigerjahren war nicht mehr zeitgemäß. Die Küche zu klein, die Toiletten in die Jahre ge- kommen. Es fehlten Duschen und Büroräume für die Cluborganisation. Es stellte sich die Frage: renovieren, umbauen und erweitern – oder neu bauen. Drei Architektenbüros bekamen den Auftrag, ihre Planung vorzustellen. Baumschlager, Eberle und Grassmann in Bregenz, Reinhardt, Zohner und Partner in Überlingen und Schaudt aus Konstanz. Am 19. Oktober 1991 tagte die Bewertungskom- mission im alten Clubhaus und begutachtete die Entwürfe. Das Votum war eindeutig: Alle Stimmen entfielen auf das Büro Schaudt. Am 20. November 1991 (ein Buß- und Bettag) beschloss die außerordentliche Hauptversamm- lung den Bau. Für den Entwurf Schaudt stimm- ten 205 Mitglieder, die anderen beiden Varianten erhielten zusammen 24 Stimmen. Bezahlt werden sollte der Bau über Darlehen, Rücklagen, einen erheblichen Zuschuss des Bayerischen Landessportverbands, höheren Beiträgen und höheren Liegeplatzgebühren – sowie Spenden der Mitglieder. Von jedem Akti- ven wurden 1.500 DM erwartet. Weil aber statt der veranschlagten 625.000 DM an freiwilligen Spenden nur 478.560 DM eingingen, wurde spä- ter für den Rest eine Bauumlage über 1.500 DM beschlossen. Ehefrauen und passive Mitglieder zahlten 500 DM, auf Antrag konnte die Höhe der Umlage ermäßigt werden. Die Mitglieder verabschiedeten sich am 8. August 1992 mit einem rauschenden Fest von ihrem alten Clubhaus, im Herbst wurde der Holzbau zusammengeschoben. Beim Abbruch machte sich die Klärgrube bemerkbar. Sie war irrtümlich für leer gehalten worden. Als der Bagger kam, lag für längere Zeit ein ziemlicher Hautgout über der Baustelle. Das Stahlgerippe des neuen Hauses wuchs schnell in die Höhe, am 5. Februar 1993 feier- ten 350 Mitglieder Richtfest im Gebäude. Wäh- rend der Bauphase wurde das Kleine Clubhaus bewirtschaftet. Die drangvolle Enge erwies sich als gar nicht so schlecht. Die Mitglieder rutsch- ten auf Bierbänken zusammen – und mancher Abend geriet länger als geplant. Die Arbeiten verliefen halbwegs im Zeitplan, der Bau des neuen Clubhauses stellte aber sowohl 9293 Die Baugrube. Der Kommentar ist im Baubuch des LSC aufgeklebt. 1992 Das Stahlskelett. 1992 Winterliches Richtfest im noch ungeheizten neuen Clubhaus. 1993 Fertig. 1993 Der 1. Vorsitzende Rainer Niemann bei der Einweihung des neuen Clubhauses. 1993 Charakteristisch: die Außentreppe, zugleich Aussichtsplattform. 1993 die Vorstandschaft – vor allem den ersten Vorsit- zenden Rainer Niemann – als auch alle Mitglieder auf eine Geduldsprobe. Das zeigen die Clubnachrichten 1993. Sie wur- den übrigens nicht gedruckt, sondern per Brief verschickt: Die Druckereien waren alle wegen der Umstellung auf die neuen, fünfstelligen Post- leitzahlen überlastet. „Die Arbeiten am neuen Clubhaus gehen jetzt zwar wieder zügig voran, allerdings sind wir doch erheblich in Rückstand geraten, nachdem insbesondere 2 wichtige Firmen erheblich über- zogen haben (ich will hier keine Namen nennen, um nicht wieder, wie nach der letzten Hauptver- sammlung) angefeindet zu werden. Zuletzt hat uns unser Architektenteam vorübergehend im Stich gelassen. Die entstandenen Differenzen konnten allerdings zwischenzeitlich ausgeräumt werden. Unter diesen Umständen können wir den vorgesehenen Termin für das Einweihungs- fest am 15. Mai 1993 nicht halten. Rainer Niemann“ Die Nerven lagen blank. Der Architekt Schaudt hatte nicht nur die Pläne fürs Clubhaus gezeichnet, sondern übernahm von Konstanz aus auch die Bauleitung – er schickte aber meist nur einen jungen Mitarbeiter. Für den LSC war Hubert Henzler der Ansprech- partner vor Ort. Am 17. Juli 1993 wurde das Haus mit einem Einweihungsfest in Betrieb genommen. Viele Architekturzeitschriften von Rang und Namen lobten den Bau, lediglich den alten Bayern-Tisch empfanden die Architekturkritiker als unpassend. Die Clubmitglieder brauchten noch einige Jahre, bis sie den von ihnen mit überwältigender Mehr- heit beschlossenen Bau auch loben konnten. Heute ist das Haus unumstritten.9495 Der älteste erhaltene Hafen- plan. Das Gelände des heutigen Clubhauses war noch nicht aufge- schüttet. An der Ostseite der Römerschanze ist die Clubhüt- te mit dem Steg eingezeichnet. Nördlich davon die alte Werfthalle mit der Helling. Die Mole mit dem Kleinen Clubhaus am Ende ist noch nicht eingezeichnet. Das Römerbad heißt noch Frauenbad. Vermutlich 1891 Rechts ein vergrößerter Ausschnitt. Der LSC-Hafen bei der Einweihung. 1911 Der Hafen Vor 1911 hatte der LSC nur Bojenplätze östlich der Römerschanze, auch wenn die Anlage da- mals schon Hafen genannt wurde. Erst mit dem Bau des Güterhafens 1911 bekam der Club sein geschütztes Plätzchen. Die Stadt Lindau baute den Hafen, weil sie einen Umschlagplatz für die per Schiff transportierten Waren brauchte. Dem Bau gingen heftige Verhandlungen voraus: Die Stadt Lindau schreibt an den LSC am 14. Dezember 1910: „In Erwiderung geschätzter Anfrage vom 6. ds. Mts. teilen wir mit, dass die städtischen Kollegi- en bereit sind, um dem Lindauer Segler-Club in seinen gemeinnützigen Bestrebungen möglichst entgegenzukommen, dem für den Güterhafen projektierten Molo eine gegen Nordost ausbie- gende Kurve, etwa wie in anliegendem Plane ge- zeichnet, zu geben, wodurch unseres Erachtens die Segelschiffe auch gegen Ostwind geschützt sind. Die städt. Kollegien sind auch bereit, dem Segler-Club die Benützung des neuzuschaffen- den Hafens in der von ihm gewünschten Weise vorbehaltlich der eingehenderen vertraglichen Regelung gegen eine Jahresmiete von 180 M zu gestatten, soferne der für den Molo erwach- sende Mehraufwand den Betrag von 3500 M nicht übersteigt. Der Segler-Club müsste sich natürlich verpflichten, entweder den Mietzins mindestens 15 Jahre lang oder solange dersel- be überhaupt besteht, zu bezahlen.“ Es fällt auf: Der LSC war damals bereits bei der Stadt als gemeinnützig akzeptiert. Gleichzeitig war der Hafenbau ein Minusgeschäft für die Stadt. 3.500 Mark Investition für 180 Mark Miete. Und es klingt ein leichter Zweifel an, ob der Verein noch lange bestehen würde. Schließlich lag die Vereinskrise um 1900 noch nicht lange zurück. Die Stadt stellte eventuelle Bedenken hintan und berücksichtigte die Bedürfnisse des LSC. Dazu gehörte: Am Ende der 60 Meter langen Mole sollte das Kleine Clubhaus stehen. Für heutige Verhältnisse ging das zum Schluss unglaublich schnell. Von der Genehmigung des Hauses bis zur Fertigstellung vergingen gerade mal gut zwei Das ist MEIN Segelclub. Marcus Werner97 Der neue Flaggenmast wird aufgestellt. Sechzigerjahre Das Wasserflugzeug des Bodensee-Aero-Lloyd am Steg vor der Kalkhütte. Im Hintergrund der alte Wellenbrecher nach Süden. Vermutlich 1926 Der Güterhafen mit Segel- booten und dem Clubhaus. Rechts vom Clubhaus liegen große Sand- oder Kieshaufen, die immer wieder für Dreck und Klagen sorgten. Dreißigerjahre Der Taucher Drexler bei Pfahlrammarbeiten. 1971 und Seegrasmähen im Hafen. Bei hohen Wassertempe- raturen und einem niedrigen Pegel wuchert der Hafen immer wieder mit Seegras zu und muss gemäht werden. Für die Seekuh wurden die Plätze freigeräumt, die Schiffe währenddessen vor dem Großen Clubhaus in zweiter Reihe geparkt. 1998 Monate. Eingeweiht wurden Hafen und Haus am 8. August 1911 mit der Lindauer Regatta der ersten Bodenseewoche. Der Verein war glücklich mit der Anlage. 1914 bestand die Flotte des LSC aus 17 Segel- und neun Motorbooten. Ab 1919 belebte der Verein wieder den Hafen. Der wirtschaftliche Aufschwung in den Zwan- zigerjahren brachte aber einen Konkurrenten für den LSC, zumindest auf dem Wasser. Der Bodensee-Aero-Lloyd beanspruchte 1925/26 Platz vor dem Hafen. Ein Flugzeug vom Typ Dornier-Wal nahm täglich an der Gerberschanze Passagiere auf und startete nach Friedrichshafen und Konstanz. Das brachte Konflikte. „An den Bodensee-Aero-Lloyd 17. August 1926 Die in Lindau verkehrenden Flugzeuge verur- sachen in den letzten Tagen entgegen der bis- herigen Übung durch rasches Vorbeifahren vor dem Yachthafen bei dem Aufstieg einen See- gang, der den durch die Dampfer erzeugten weit übersteigt. Unsere Yachten, namentlich die kleinen, werden dadurch so stark hin = und hergeworfen, dass die Gefahr besteht, dass die Masten zusammenschlagen und schwere Schäden an den Takelagen entstehen. Wir wären sehr dankbar wenn Veranlassung genommen würde, dass es wieder bei dem bisherigen Verfahren bleibt, dass die Flugzeuge erst nach Passieren des Yachthafens auf hohe Fahrt gehen. […] Wir ersuchen die Herren Flugzeugführer entsprechend zu verständigen. Hochachtungsvollst Der Lindauer Segler-Club“ Die Stadt ließ dann das Startgebiet für den Flug- zeugverkehr verlegen. Der LSC kämpfte nicht nur mit den Fliegern, son- dern mehr noch mit dem Dreck, Sand und Staub vor der Haustür, im wahrsten Sinne des Wortes. Man war im Güterhafen der Stadt untergebracht – und wenn mehr Sand angeliefert wurde, als Platz vorhanden war, schütteten die Berufsschif- fer das Material bis an die Fensterbrüstung des frisch gestrichenen Clubhauses auf. Der Club macht mir irrsinnig viel Spaß, da wollte ich immer schon Mitglied sein. Thomas Ziegler9899 Bauarbeiten an der Gangway zur Lochbrunner-Allee. Von links: Andi Lochbrunner, Egon Bretzler, Jürgen Schwendner, Georg Eber- hardt. 2006 Arbeiten für den neuen Schwimmsteg. Fritz Daschner, Axel Diederich, Wastl Föger, Roland Drescher und Erich Hoos prüfen, ob der Steg auch richtig angehängt wird. Juni 2006 Jockel Seeberger beim Sanieren der Schräge. 1999 Vorbereitende Arbeiten für die Lochbrunner-Allee. 2006 Die Verlängerung der Beton- mole. Februar 2005 Reste des alten Werftstegs. 10.12.2013 Arbeiten am Schwimmsteg. Ende Achtzigerjahre LSC an die Stadt Lindau vom 29. Januar 1927 „Im vergangenen Jahre verlegten unsere Mit- glieder, Herr Geh. Rat Professor Dr. Schieck, Vorstand der Universitätsaugenklinik, Würzburg & Herr Un. Professor Kahler, Vorstand der Uni- versitätsohrenklinik, Freiburg I/B von Lindau weg nach Friedrichshafen bezw. Ueberlingen. […] Der Grund der Abwanderung war der: Durch den im Segelhafen stattfindenden Umschlag wird eine Unruhe in den Hafen gebracht, die Boote müssen ständig verlegt werden, viel Staub und Sand wird auf die Boote gewirbelt, dass es bei der Lage der Verhältnisse noch zu keinen grös- seren Unannehmlichkeiten zwischen Seglern und Schiffern kam, ist lediglich der Besonnenheit beider Teile zuzuschreiben.“ Dr. Doerr, 1. Vorstand Professor Schieck, Chef der Universitätsau- genklinik in Würzburg, hatte zuvor bei Minn in Reutenen den „Gaudeamus“ mit einem Neuwert von 30.000 RM bauen lassen und fürchtete um Politur und Lack seines Schiffes. Die Klagen über den Dreck im Hafen zogen sich über Jahrzehnte hin. Erst Mitte der Fünfzigerjah- re verschwanden die letzten Kiesschiffe. 1924-1925 ließ die Stadt Lindau mit Stahlbeton die 1911 erbaute, angefaulte und löchrig gewor- dene hölzerne Mole ertüchtigen. Im Wesentli- chen steht sie auch jetzt, 90 Jahre später, noch. Der LSC musste aber die Untermauerung des Kleinen Clubhauses bezahlen. Ins Haus wurde eine Bodenklappe eingebaut, von dort konnten Badende über eine Treppe ins Wasser. Eben- falls ins Geld ging die Erneuerung des alten Bootsstegs, der aus schmalen, schwankenden Brettern bestanden hatte. Er wurde durch einen Schwimmsteg ersetzt. Anfang 1932 wurde der Hafen ausgebaut. Ein hölzerner Wellenbrecher an der Nordseite der Hafeneinfahrt verringerte den zurückgeworfenen Schwell bei Süd- und Ostwind erheblich. 1939 übernahm das Deutsche Reich das Kleine Clubhaus für 5.000 Mark und wollte es abreißen. Der Reichswasserschutz plante im Anschluss an die Segelhafenmole mehrere Bootshallen, zusam- men mit einer Molenverlängerung zugunsten der Wasserschutzpolizei. Der ausbrechende Zweite Weltkrieg verhinderte die Umsetzung der Pläne. 1950 konnte der Club wieder in den Hafen, die Stege waren stark verrottet. Mit großem Auf- wand mussten sie saniert werden, mit Hilfe der Stadt Lindau und der Spielbank – zur Förderung des Fremdenverkehrs. Und man begann darüber nachzudenken, ob die vom Krieg verhinderte Verlängerung der Mole doch noch gebaut werden könnte. Der LSC leistete der Stadt 1955 mit einer sechsseitigen Denkschrift Argumentationshilfe.Next >