< Previous10Inhalt: Gründung 12 – 27 Aufstieg und Krise 28 – 37 Wiederaufbau 38 – 51 Neuzeit 52 – 57 Boote im LSC 58 – 81 Bayern I/II 60 – 67 Allwind I bis IV 68 – 71 Sturmvogel/Möve/Knurrhahn 72 – 73 J70 74 – 75 Elfe II 76 – 77 Tamino 78 – 79 Melita 80 – 81 Audifax 82 – 83 Bauten im LSC 84 – 105 Clubhaus 86 – 93 Hafen 94 – 103 Halle Zech 104 – 105 Menschen im LSC 106 – 115 Clubgespräch 108 – 111 Jugend /Jüngsten 112 – 115 Regatten im LSC 116 – 157 RUND UM 118 – 131 8 Meter World Cup 132 – 137 Asso/Joker 138 – 139 Finn 140 – 141 Soling/Lacustre 142 – 145 Bodenseewochen 146 – 151 Klassenregatten/Mittwochsregatten 150 – 153 Der BSVb Gründerpokal 154 – 155 Vorsitzende 156 – 161 Jubiläumsfeste 162– 169 Impressum 173 1112Gründung Die ersten Jahre 1314 ➊ ➋Vorherige Seite Die LSC-Honoratioren beim Fest- akt im Bayerischen Hof am 20. Februar zum fünfundzwanzigjähri- gen Bestehen. 1914 Die Statuten, die Gründungsur- kunde des LSC mit handgemaltem Stander. Dahinter ein Circular von 1893. Circulare waren in Kanz- lei- und Sütterlinschrift gemalte Rundbriefe. Das Original wurde von Mitglied zu Mitglied gesandt und von jedem als gelesen abge- zeichnet. Die Rückseite der Gründungs- statuten mit den Namen der 15 Gründungsmitglieder ie ersten Gründungsjahre wurden von einer großen Euphorie getra- gen: Man hatte seinen eigenen Segelclub und konnte aufs Wasser. Zwei Menschen waren in dieser Zeit besonders wichtig: der Gründer Max von May- er-Starzhausen und Hermann Naeher, der den Verein unermüdlich förderte. Der Club blickte nach zehn Jahren in ein tiefes Loch und stand kurz vor der Auflösung, überstand jedoch die Krise, als die Söhne der Clubgründer ebenfalls aufs Wasser gingen. 1911 bekam der Verein einen eigenen Hafen und baute das Kleine Clubhaus. Der Lindauer Segler-Club wurde am 20. Februar 1889 im Hotel „Bayerischer Hof“ gegründet. Um 8 Uhr abends im Zimmer Nummer 10. Der Ort erklärt sich von selbst, der Lindauer Hotelier Wil- helm Spaeth war einer der anwesenden Gründer. Warum aber gerade in Lindau der erste Segelclub am Bodensee gegründet wurde, warum sich 15 gestandene Männer zusammenfanden und sich zu einem Verein zusammenschlossen – über ihre Motive findet sich nichts im Archiv. In den Grün- dungstatuten steht: „1. Zweck (…) soll sein, das Interesse am Sport und den Anschluß der Mitglie- der untereinander zu fördern. 2. Durch Belebung des Sees soll der Stadt Vorteil verschafft werden, indem auch fremden Sportsmen (…) Anregung gegeben werden soll, Yachten am Bodensee zu stationieren. 3. Einflußnahme auf die Bootsbauer und Bootsverleiher behufs Anschaffung besserer und seetüchtigerer Fahrzeuge.“ Es gab Bootsbauer und Bootsverleiher, der See wurde bereits zum Vergnügen befahren. 50 Jahre früher – etwa 1840 – sollen Lindauer mit ihren Gondeln mit einem Groß- und einem oder zwei Vorsegeln an Sonn- und Feiertagen spazierenge- fahren sein. Immer wieder erzählt wird die Ge- schichte des Prinzen Ludwig, des späteren Königs von Bayern. Der soll mit seinem Segelmeister Buschor vor dem bayrischen, dem österreichi- schen und dem Schweizer Ufer unterwegs gewe- sen sein. Im Jahr 1869 kenterte seine Königliche Hoheit, er selbst wurde gerettet. Ein Schicksal, das er mit seiner Kaiserlichen Hoheit, dem Groß- herzog Ferdinand IV. von Toskana teilte. Dessen offener Schoner war 1861 in der Schachener Bucht im Südweststurm in Richtung Eisenbahn- damm getrieben worden. Mit aller Anstrengung gelang es, Besatzung und Boot zu retten. Zur Kaiserzeit war der Adel die Führungsschicht, der das Bürgertum nacheiferte. Das mag mit ein D Eine gesunde Mischung aus viiiel Tradition und Moderne Josef Bitsche 151617 Luftschiff Zeppelin LZ 5 vor Lindau bei der Fahrt der Reichstagsabgeordneten am 4. September. Der Zeppelin wasserte, die Abgeordneten stiegen von Booten aus in den Zeppelin um. Die Löwenmole war voller Zuschauer. Unter dem Luftschiff die „Rheingold“. 1909 Rudolf Loeser, stehend im Ruderboot, präsentiert das Paddel. Auf dem Bugspriet Adolf Kimmerle jun. Im Mast mit Mühe Sepp Heilmann. Die jungen Herren machen Blödsinn. „Sturmvogel I“ im spiegelglatten Wasser. Als Slup getakelt nach dem Umbau. Rechts davon das Werftboot „Pfeil“. Nach 1894 Der „Sturmvogel“ auf dem Weg zum Kran am Seehafen. Das Schiff war im Winter in einer der Schrannenhallen untergebracht, beim heutigen Filmpalast. Auf der Rollbahn wurde er zum Kran geschoben. Die Bahn war für den Transport von Getreide- säcken im Inselgraben fest installiert. Ostern 1901 Grund gewesen sein, warum sich am 20. Februar 1889 15 Mitglieder des gehobenen Bürgertums trafen – und den LSC gründeten. In den Gründungsstatuten verzeichnet sind: Privatier Guido Bischoff Premierleutnant Claßen Major a. D. Eugen von Cotta Praktischer Arzt Dr. Kimmerle Kaufmann Raimund Kinkelin Königlich bayr. Assistent Max von Mayer- Starzhausen Premierleutnant Friedrich Meß Pflanzer Hermann Naeher Premierleutnant Rinnecker Königlich bayr. Official Schlesing Subrektor Friedrich Schreiber Hotelier Wilhelm Spaeth Königlich bayr. Bezirksarzt Dr. Julius Volk Privatier Burgess Watson Kaufmann Wehinger Gut einen Monat später, am 29. März 1889, trafen sich 14 Mitglieder zur ersten ordentlichen Gene- ralversammlung. Die war gut vorbereitet. Es wur- de beschlossen, sofort eine Kielschwert-Yacht mit Kajüte aus Eichenholz, „vom Mitteltyp der Wulfruna“, mit Yawl-Takelage zu bestellen. Heidt- mann in Hamburg sollte dafür 1.250 Mark be- kommen, dazu kamen ein Beiboot, Ausrüstung, Fracht und Versicherung – 1.700 Mark brachte der Club durch unverzinsliche Anteilsscheine auf. Zu Zeiten, als die Maß Bier noch für Pfennige verkauft wurde. Im März oder April bestellt, konnte der „Sturmvogel“ noch im Sommer 1889 zu Wasser gelassen werden. Er wurde bis 1905 gefahren – und absolvierte 1.000 Ausfahrten, anfangs reine Herrenpartien. Noch vor der Einwasserung waren Bestimmun- gen über die Benutzung des Clubbootes erlassen worden. In Punkt fünf steht: „Damen sind vom Clubboot ausgeschlossen“. Das sorgte auch in der guten alten Zeit für Ärger, 1897 wurde die Bestim- mung für Clubboote aufgehoben. Denn auf Privat- booten durften Frauen ohnehin schon segeln. Damit war der Verein gegründet. Man hatte ein Schiff, verfügte über die Regularien für den Betrieb und musste die ersten Schwierigkeiten bewältigen. Es gab weder ein Clublokal noch einen Hafen. Am 12. Dezember 1889 stellte der Ausschuss des Lindauer Segler-Clubs einen Das ist eine Alternative zu meiner Lebenshaltung. Ich bin seit 1960 im LSC. Ich kann mir gar nicht vorstel- len, ohne den LSC meine Freizeit zu verbringen. Heinz Tomas1819 Segel trocknen nach der Ausfahrt. Im Hintergrund die alte Werft, Römerschanze und Festungsmauer. Links am Rand eine Treppe. Sie wurde 1894 gebaut, damit die Damen leichter ans Wasser kamen. Die Hütte hatte zwei Quadratmeter Fläche. Ostern 1901 Die gleiche Hütte im Sommer 1901 Der „Sturmvogel I“. Von links: Verwalter Schlesing, Bezirksarzt Dr. Volk, Dr. Kimmerle sen. und Hofapotheker Wolf. Das älteste Bild des LSC, wahrscheinlich 1889 Antrag an den Lindauer Magistrat, das Eck zwi- schen der Ostseite der Römerschanze und der Südseite der Werft als Hafen nutzen zu dürfen. Die Stadt genehmigte dem LSC den Durchbruch der Römerschanze, an der klebte wie ein Schwal- bennest die Clubhütte, zum Wasser hin durfte ein Steg angebracht werden. Die Clubhütte hatte anfangs zwei Quadratmeter Fläche, später wa- ren es zehn. Davor lag der „Sturmvogel“ an der Boje, etwa zwischen dem jetzigen Takelmast und dem heutigen Clubhaus, das Gelände wurde erst später aufgeschüttet. Der Platz war gegen West- wind hervorragend geschützt, gegen Süd- und Ostwind allerdings frei, was als unangenehm empfunden wurde. Nach Südosten existierte eine hölzerne Pfahlreihe. Aus der entfernte der Club (wahrscheinlich im Frühjahr 1890) 23 Pfähle, damit die Segelboote bequemer ein- und auslaufen konnten. Der Magistrat und das Lindauer Tagblatt entrüsteten sich, dennoch wurde das Pfahlziehen nachträglich genehmigt. Und der LSC durfte wei- tere Pfähle entfernen. Allerdings hatte die Stadt an dem Standort Angst um die Moral. Die Clubhütte bot freie Sicht auf die Frauenbadeanstalt (jetzt Römerbad), deshalb musste in der Sichtachse zwischen Clubhütte und Badeanstalt eine Blende an der Mauer der Römerschanze angebracht wer- den. Dies war das „Feigenblatt“. Aber auch nicht viel mehr, denn beim Ein- und Auslaufen konnten die Männer ungehindert an das Frauenbad und hatten aus der Nähe einen freien Blick auf die züchtig bekleideten Badenden. In diesen ersten Jahren förderte das Gründungs- mitglied Hermann Naeher den LSC außerordent- lich. In der ersten Clubchronik 1914 wird er als Gutsbesitzer in Holdereggen bei Lindau und frü- herer Plantagenbesitzer auf Sumatra bezeichnet. Er war sicher wohlhabend, im ersten Jahr schenk- te er dem Club ein Ruderboot. Im Herbst 1890 bestellte er bei Heidtmann in Hamburg ein neues Segelboot vom Typ des „Sturmvogel“. Es war die erste „Möve“. Im April 1891 machte sie ihre Jung- fernfahrt auf dem Bodensee – Hermann Naeher stellte das Boot dem Club zur freien Verfügung und übernahm auch sämtliche Kosten für den Unterhalt. Dabei fällt auf, dass die Haltbarkeit der Schiffe bei weitem nicht mit heutigen Standards zu vergleichen sind. Der Sanitätsrat Adolf Kimmer- le schrieb in der Jubiläumsschrift zum 25-jährigen Bestehen voller Stolz: „Auch die ‚Möve‘ erreichte ein hohes Alter, am 15. September 1905 machte sie ihre letzte Fahrt.“ Sie hielt 15 Jahre.Next >